Segelbezeichnungen Teil 3

In diesem Artikel möchten wir die Begrifflichkeiten der „vor dem Wind Segel“ erklären.

Einführung

Vorab sei darauf hingewiesen, dass wir grundsätzlich 3 Arten von „vor dem Wind Segeln“ unterscheiden. Zum einen sind dies die Spinnaker, also symmetrische Segel, bei denen die Backbord und die Steuerbord Seiten spiegelbildlich gefertigt werden. Es gibt bei einem Spinnaker somit kein Vor- oder Achterliek, sondern nur ein Luv- und ein Leeliek. Ganz anders ist es bei der zweiten Gruppe, den Gennakern. Diese werden nicht symmetrisch gefertigt, sondern erhalten ein Vor- und ein Achterliek. Die einzelnen Untergruppen der Spinnaker und Gennaker, sowie ihre Einsatzbereiche werden weiter unten erklärt. Die dritte Gruppe ist gleichzeitig die älteste und bei Langfahrtseglern immer noch eine sehr beliebte. Es handelt sich dabei um das in vielerlei Hinsicht besondere Passatsegel.

Doch bevor wir in die Welt der reinen Downwind Segel abtauchen, wollen wir uns noch den inzwischen sehr populären CodeZero ansehen. Streng genommen gehört er nicht in diesen Bericht. Da er aber ein echtes Leichtwindsegel ist und die Lücke zwischen den Amwind Segeln und den „vor dem Wind Segeln“ perfekt schließt, möchten wir ihn diesem Bericht voran stellen.

CodeZero

Für die unvermessenen Fahrtenyachten wird der CodeZero (CZ) als eine sehr leichte, übergroße Genua gefertigt. Dabei ergänzt er sich auf das allerbeste mit einer Genua 3, die permanent am festen Vorstag gefahren wird. Bis auf sehr wenige Ausnahmen wird der CZ immer auf einem eigenen Furler gefahren. Entgegen der Rollreffanlage bleibt dieser Furler immer am Segel und wird mit dem Segel zusammen gestaut. Ein CZ ist also auch für eine kleine Crew schnell und einfach einzusetzen.
Der Einsatzbereich eines CodeZeros startet bei sehr wenig Wind. Der obere Windbereich für den CZ wird bei 15Kn bis 18Kn erreicht. Effektiv eingesetzt werden kann der CZ, wenn die Yachten von ihrem höchsten Kurs zum Wind ca. 10° abgefallen ist und der Windwinkel etwas raumer wird. Ein Segel zum Kreuzen ist der CZ eindeutig nicht. Sinnvoll abfallen und noch tiefere Kurse fahren kann der Segler mit dem CodeZero bis die Downwind Segel der Yacht effektiv werden, dazu weiter unten mehr.
Für die ganz Versierten sei noch angemerkt, dass es für den CodeZero noch Untergruppen gibt: CodeOne oder CodeTwo, dies sind aber extrem spezielle Segel und im Prinzip handelt es sich nur um Bezeichnungen für die gewünschte Profiltiefe.

Passatsegel

Genau genommen besteht das Passatsegel aus zwei identischen Segeln, die jeweils einer sehr leichten Genua 2 mit hohem Schothorn entsprechen. Dabei können die beiden Segelhälften am Vorliek zusammengefasst sein, dann ist es wirklich ein einziges Segel, oder sie können getrennt gesetzt werden. Bei der zweiten Variante ist es aber unabdingbar, dass die jeweilige Yacht mit einer Rollreffanlage ausgerüstet ist, die zwei Nuten zum Segel setzen hat, für jede Segelhälfte eine Nut.
Das Passatsegel wird in aller Regel auf Kursen genau vor dem Wind eingesetzt, und weil das Handling etwas umständlich ist, auch nur wenn konstante Winde vorherrschen, also z. B. im Passat. Sind diese Bedingungen erfüllt, ist das Passatsegel ein wunderbares Segel, um ruhig und entspannt über lange Strecken zu segeln. Einer von vielen Vorteilen ist, dass die Kraft im Rigg sehr ausgewogen ist und so das Drehmoment aus dem Schiff genommen wird. Die Selbststeueranlage hat es also deutlich leichter und benötigt weniger Strom. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit das Segel über die Rollreffanlage stufenlos zu reffen.

Allround Spinnacker

Der Allround Spinnaker wird sowohl auf Fahrtenyachten als auch auf Regattayachten verwendet. Auf den Regattayachten ist er neben anderen das am meisten eingesetzte Downwind Segel. Auf den Fahrtenyachten wird er gerne eingesetzt, da diese Yachten üblicherweise nur mit einem einzigen Spinnaker ausgerüstet sind. Er soll hier, mehr oder weniger, alle Windbereiche und Kurse abdecken, von 0 bis 25kn Wind und von 80 Grad bis 180 Grad Windeinfallswinkel. Da wird schnell klar, dass der Allrounder immer ein Kompromiss sein wird und die gewünschten Eigenschaften sehr genau mit dem Segelmacher abgesprochen werden sollten. Die Größe des Allrounders ergibt sich aus den Maßen ISP und J. Das J-Maß kennen wir schon von den Amwind Segeln, das ISP-Maß wird gemessen vom Deck (nicht vom Mastfuß) bis zur Spinnakerfallscheibe oder dem Führungsauge am Masttopp. Die eigentliche Größe berechnet sich dann sehr einfach, in aller Regel kann man davon ausgehen, dass die größte Breite des Segels, also das SMW Maß, 1,8 x J beträgt und das Seitenliek in etwa dem ISP entspricht. Diese beiden Werte werden einfach multipliziert und schon hat man die Segelfläche auf ca. 5% genau ermittelt. Gefertigt wird der Allrounder je nach Yachtgröße aus 45g/m² oder 65g/m² Nylontuch.

Leichter Spi

Zumindest der Regattasegler, aber auch der sportliche Fahrtensegler, hat neben dem Allrounder auch einen Spinnaker für leichte Winde, bis ca. 12Kn, an Bord. In der Größe unterscheiden sich diese beiden Segel nicht, wohl aber im Tuchgewicht. So ist ein Leichtwindspinnaker üblicherweise aus 36 g/m² Nylontuch gefertigt. Oft wird er auch im Segelprofil etwas voller, sprich bauchiger, geschnitten und erhält einen breiten Öffnungswinkel im Segelkopf. Dies führt dazu, dass das Segel „breitere Schultern“ erhält.

Sturm­spinnacker

Wie der Name schon sagt ist der Sturmspinnaker für starke Winde gedacht und wird auf den meisten Yachten erst ab ca. 25Kn Wind eingesetzt. Dies ist zwar bei weiten noch kein Sturm, erfordert aber bei den Spinnakermanövern schon eine sehr geübte und erfahrene Crew. Daher finden wir den Sturmspinnaker überwiegend auf Regattayachten, die über die nötige Crewstärke verfügen. Gefertigt wird der Sturmspinnaker aus 65g/m² oder 90g/m² Nylontuch. Bei größeren Yachten werden dann gerne auch die äußeren Tuchbahnen aus doppeltem Segeltuch hergestellt. Die Belastbarkeit des Spinnakers wird durch diese Maßnahme extrem erhöht. Die Segelfläche eines Sturmspinnakers schwankt zwischen 65 und 80% der Fläche eines Allrounders.

Gennacker

Bei den Gennakern hat sich eine ganz eigene Bezeichnung durchgesetzt. Diese reicht von A0 bis zum A5. Dabei steht das „A“ für asymmetrisch. Es sind, wie oben schon beschrieben, keine klassischen Downwind Segel, sondern Segel mit Vor- und Achterliek.
Die nach dem „A“ folgenden Bezeichnungen sagen dabei weniger über die Yachten aus, auf der der jeweilige Gennaker gesetzt werden soll, vielmehr dient diese Gliederung dazu, die Eignung für eine Windstärke und den Windwinkel zu definieren.

A0

Der A0 findet seinen Einsatz bei Windstärken bis max. 20Kn und wird auf Kursen mit einem Windeinfallswinkel von 70° bis 100° gesetzt. Er schließt also die Lücke zwischen einer Genua 1 oder einem CodeZero zu den bauchigeren Downwind Segeln.

A1

Der A1 ist ein absolutes Leichtwind Segel. Die maximale Windgeschwindigkeit, bei der er noch gefahren wird, sind 12Kn wahrer Wind. Der Windwinkel sollte dabei zwischen 80° und 110° liegen.

A1.5

Wie der Name schon sagt schließt sich der Einsatzbereich des A1.5 direkt an den Einsatzbereich des A1 an. Der A1.5 ist ebenfalls für sehr wenig Wind konzipiert. Auch diese Variante wird bis maximal 12Kn Wind gefahren, allerdings auf raumeren Kursen, etwa von 110° bis 170°.

A2

Hier handelt es sich um den am meisten eingesetzten Gennaker. Der A2 entspricht dem Allrounder bei den Spinnakern und ist auf jeder Regattayacht und den meisten Fahrtenyachten zu finden. Konstruiert wird der A2 für Windstärken von 10Kn bis etwas über 20Kn und der Windeinfallswinkel sollte zwischen 120° und 170° liegen. Damit ist der A2 ein gutes Universalsegel.

A3

Zwischen dem A2 und dem A3 liegt nur ein Unterschied im Segelprofil, die Tuchstärke und die Verarbeitung sind gleich, da beide Segel zwischen 10Kn und 20Kn Windgeschwindigkeit eingesetzt werden. Dabei ist der A2 für die tieferen Kurse vorgesehen, siehe oben. Der A3 Findet seine Anwendung eher auf den spitzeren Kursen mit einem Windwinkel zwischen 130° und 100°.

A4

Will der Segler ein optimales Segel für tiefe Kurse, ca. 120° bis 170°, und viel Wind, ca. 20Kn bis über 35Kn, an Bord haben, greift er auf den A4 zurück. Der A4 ist der Sturmspinnaker der Gennakerfahrer, also das richtige Segel für lange Surfs auf den Wellen.

A5

So wie der A0 einen kleinen Bereich bei spitzen Gennakergängen und wenig Wind abdeckt, ist auch der A5 eher als Zusatzsegel zu sehen für sehr besondere Reviere. Der A5 wird bei Windgeschwindigkeiten über 20Kn gefahren und dann in erster Linie auf Kursen mit einem Windeinfallswinkel von 90° bis 150°. Um dieses Segel unter den beschriebenen Bedingungen fahren zu können, braucht es eine sehr erfahrene und eingespielte Crew. Der A5 ist sicher kein Segel für die Familiencrew oder für Neueinsteiger.