Wenn Segler und Segelmacher sich über die Auswahl des Segeltuchs für das neue Segel unterhalten, wird in aller Regel über Tuchgewichte diskutiert. Die Gewichte ermöglichen es dem Segelmacher die Unterschiede sehr anschaulich erscheinen zu lassen.

Das richtige Material

Genau genommen ist das Tuchgewicht zumindest für den Fahrtensegler von untergeordneter Bedeutung und sollte bei der Auswahl als Kriterium in den Hintergrund treten. Natürlich ist es angenehmer ein leichtes Segel zu setzen oder zusammen zu legen.

Ein leichtes Segel wird bei wenig Wind sein Profil auch besser entwickeln. Diese Faktoren sind wichtig, aber nicht entscheidend. Erst das Verhältnis der Dehnung (Festigkeit) zum Gewicht ist ein aussagefähiger Parameter. Was nützt ein schweres Material aus einer minderwertigen Faser, die sich schon bei geringer Belastung stark dehnt? Wenn der Segelmacher von seinem Kunden alle nötigen Informationen erhalten hat, also Schiffstyp, Schiffsgewicht, Heimatrevier, übliche Crewstärke, gewünschter Einsatzbereich (Fahrtensegeln, Club-Regattensegeln, Langfahrtsegeln usw.), ferner die Anforderungen definiert wurden wie z.B.: gewünschte minimale Lebensdauer von Material und Profil, auch leichtes Handling usf., wird er dem Kunden ein Material empfehlen.
Welche Stärke des Materials er für das neue Segel verwendet, wird der Segelmacher aber nicht nach dem Gewicht festlegen. Er sucht die richtige Tuchstärke für seinen Kunden unter anderem nach der Denierzahl aus. Dieser Wert gibt dem Segelmacher einen sicheren Anhalt über die Belastbarkeit des Materials. Für den in diesen Fragen nicht ständig bewanderten Segler ist der Wert ein sehr theoretischer Anhaltspunkt. Im Rahmen der Testreihen für Segeltücher werden aber auch Daten ermittelt, die dem Segler besser und anschaulicher die Qualität vor Augen führen können. In einem Beratungsgespräch sollten diese durchaus von ihm erfragt werden. Ein solcher Wert ist die Belastung für das Erreichen der 1%igen Dehnung.

Der 1% Dehnungs­test

Der 1% Dehnungstest lässt einen einfachen, guten Vergleich zwischen Segeltüchern zu. Getestet wird hierbei, welche Last an einen in den Abmessungen genau definierten Tuchstreifen gehängt werden muss, um diesen um 1% zu dehnen. Natürlich wird immer in der späteren Hauptlastrichtung getestet. Das ist also Tests von Streifen sowohl in Kett- als auch in Schussrichtung. Unten haben wir Ihnen eine Liste von annähernd gleich schweren Segeltüchern zusammengestellt. Neben der genauen Bezeichnung von Tuchart und Qualität sind die benötigten Lasten der Einfachheit halber in kg aufgeführt, die jeweils 1% Dehnung hervorrufen. Gemeinsam ist allen aufgeführten Tuchsorten das Flächengewicht von etwa 340 g/m². Schon beim ersten Blick werden die enormen Unterschiede deutlich.